Keine US-Basis in Afrika

Keine US-Basis in Afrika

Suche nach Standort für Hauptquartier war erfolglos: AfriCom-Zentrale bleibt in der Kelley-Kaserne in Stuttgart

Der Standard, 20. Februar 2008

In Afrika wird es weiter keine US-Militärbasis geben. Die Pläne, das neu geschaffene Afrika-Kommando der US-Streitkräfte ab Oktober in einem afrikanischen Land zu stationieren, sind gescheitert. Außer der liberianischen Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf hatte sich niemand bereit erklärt, den Militärstützpunkt zu beherbergen (derStandard.at berichtete).

Vor allem Nigeria, Libyen und die 14 Mitgliedsländer der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft (SADC) sprachen sich gegen eine US-Basis auf ihrem Kontinent aus. Die US-Armee hat sich nun entschlossen, die AfriCom-Zentrale in der Kelley-Kaserne in Stuttgart zu belassen. Präsident Bushs vor Beginn seiner Afrika-Reise geäußerter Vorschlag, das liberianische Angebot anzunehmen, fand bei den Militärs keine Zustimmung.

US-Vertreter hatten stets betont, dass die Verlagerung des Hauptquartiers keine Stationierung von größeren Truppenteilen mit sich bringe. Das Ziel sei vielmehr, afrikanischen Ländern beim Aufbau ihrer Streitkräfte zu helfen sowie Friedens- und Hilfsoperationen zu unterstützen.

AfriCom-Kommandant William E. « Kip » Ward fühlt sich daher missverstanden: bei seiner Suche nach einem Standort für die AfriCom-Zentrale habe er oft den Eindruck gehabt, seine afrikanischen Gesprächspartner befürchteten eine Invasion der USA. Wenn er dann erläuterte, dass das Pentagon keinesfalls beabsichtige, Militärbasen in Afrika zu errichten oder große Einheiten dorthin zu verlegen, sei als Antwort « Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? » gekommen, berichtete er am Montag bei einer AfriCom-Konferenz in London.

Afrikanische Bedenken

Mehrere Konferenzteilnehmer äußerten Verständnis für die Ablehnung der afrikanischen Staaten: Es sei durchaus möglich, dass Länder, die der Stationierung von US-Truppen zustimmten, selber Ziel von Anschlägen würden, gab Ebenezer Asiedu vom Londoner King´s College zu bedenken. David Francis von der Bradford Univerity erinnerte daran, dass die USA immer wieder ihnen freundlich gesonnene Diktatoren unterstützt hätten.

Vorwürfe, die USA wollten sich den Zugriff zu den afrikanischen Ölvorkommen sichern, wies Theresa Whelan, die für Afrika zuständige Vize-Staatssekretärin im Pentagon, zurück: « Ich werde jetzt nicht sagen, dass wir kein Interesse an Erdöl haben – natürlich haben wir das. Aber wir wollen nur Zugang zu diesem Öl haben und es auf dem freien Markt kaufen können, wir streben nicht an, die Ölvorkommen zu kontrollieren. » Im Jahr 2015 soll ein Viertel des Ölbedarfs der USA aus Westafrika kommen.

Wheelan sah auch keinen Konflikt zwischen China und den USA um die afrikanischen Bodenschätze: beide Staaten hätten ein Interesse an einem stabilen Afrika, und für die fernere Zukunft sei sogar eine Zusammenarbeit bei sicherheitsrelevanten Themen nicht auszuschießen. (bed/derStandard.at/19.2.2008)